Ein gängiger Spruch lautet: "Drum prüfe, wer sich bindet!". In leichter Abänderung "Drum prüfe, wer sich löst!" gilt dies auch. Es kann nicht oft und eindringlich genug gewarnt werden vor dem Abschluß von Aufhebungsverträgen oder Abwicklungsverträgen. Erst Recht, wenn diese von demjenigen gestellt werden, der sich vom Arbeitsverhältnis lösen will (meist - aber nicht immer - der Arbeitger).
Häufig treffe ich dann auf Regelungen zu einem Klageverzicht. Dies ist grundsätzlich möglich. Doch zu beachten ist, dass das Bundesarbeitsgericht regelmäßig eine Kompensationsleistung für den Klageverzicht des Arbeitnehmers fordert (vgl. BAG, Urteil vom 06.09.2007, 2 AZR 722/06).
Doch was ist eine Kompensation für einen Klageverzicht. Eine Abfindung? Wie hoch muss sie sein? Reicht auch die Ausstellung eines qualifizierten Zeugnisses mit der Bewertung "gut"?
Das LAG Niedersachsen führte in seiner Entscheidung vom 27.03.2014, 5 Sa 1099/13, hierzu aus:
"Nach der ... Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts ist der reine Klageverzicht
gemäß § 307 Abs.1 Satz 1 ohne jede arbeitgeberseitige Kompensation
unangemessen. Weil die Absprache „Klageverzicht gegen Kompensation“
Hauptgegenstand der Vereinbarung ist, ist eine Inhaltskontrolle von
Leistung und Gegenleistung ausgeschlossen. Dies gilt unabhängig davon,
wie hoch die Gegenleistung ausfällt. Die Arbeitsgerichte dürfen nicht
aufgrund von § 307 BGB in die Verhandlungsparität der Vertragspartner
eingreifen. ... Die Art der arbeitgeberseitigen Kompensation sei in
diesem Zusammenhang nicht mehr relevant.
Von diesem Grundsatz ist sicherlich dann eine Ausnahme zu machen,
wenn der Arbeitgeber erkennbar diese Rechtsprechung umgehen will, um mit
einem Entgegenkommen, welches begrifflich schon nicht mehr die
Bezeichnung „Gegenleistung“ verdient, seine Ziele durchzusetzen will.
Bei einer Abfindungszahlung von beispielsweise 10,00 € wäre diese Grenze
deutlich überschritten. Bei einer Abfindungsleistung von 250,00 € lässt
sich die Kompensation begrifflich nicht verneinen, mag auch der
Rechtsanwender das ungute Gefühl einer Ungerechtigkeit haben. Dieses
allgemeine Gerechtigkeitsgefühl muss hinter der klaren gesetzlichen
Dogmatik zurücktreten, die gebietet, dass im Rahmen des Rechtes der
allgemeinen Geschäftsbedingungen gemäß §§ 305 ff. BGB Leistung und
Gegenleistung nicht auf Angemessenheit überprüft werden. Das BGB,
welches auch im dritten Jahrtausend immer noch die Grundlage für die
Beurteilung rechtsgeschäftlichen Handelns ist, geht zu Recht davon aus,
dass die Vertragspartner gleichwertig einander gegenüberstehen und
selbst über den Wert von Leistung und Gegenleistung entscheiden. Ohne
näheren gesetzlichen Anhaltspunkt darf ein Gericht dort nicht
eingreifen.
Gemessen an oben dargestellten Rechtsgrundsätzen ist die Erteilung
eines guten Zeugnisses (mit der Note gut) eine substantiierte
Gegenleistung, welches zur Wirksamkeit des Klageverzichtes führt."
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